Die Landkarte ist nicht das Gebiet ...


Eine Landkarte ist nicht das Gebiet, das sie repräsentiert,

aber wenn sie korrekt ist, ist sie in ihrer Struktur

der Struktur des Gebietes gleich oder ähnlich,

worin ihre Brauchbarkeit begründet ist.

Alfred Korzybski

Wert-Theorie

Wir reflektieren die Gründe unseres Handelns im Denken

Dabei ist das Denken selbst eine Aktivität und ein Handeln, wodurch sich für alle Theorie ein Moment der selbstbezüglichen Zirkulation ergibt, ohne deren Reflexion jede Theorie unvollständig bleiben wird.
Suchen wir nach Begründungen von Wissen, dann kommen wir an kein Ende, denn »kein Wissen kann sich selbst begründen und beweisen; jedes Wissen setzt ein noch Höheres voraus, als seinen Grund, und dieses Aufsteigen hat kein Ende.«1 Gerade so, wie sich jede Deutung eines Sachverhaltes wiederum deuten lässt usf., lässt sich jedes Wissen wieder bezweifeln und auf seine Gründe befragen. Aber am Ende allen Zweifels – das hat René Descartes in seinen Meditationes eindrücklich gezeigt – stehe ich als Zweifelnder, d.h. ich im Vollzug einer Handlung, die unbezweifelbar gewiss ist. Nicht ein bestimmtes »Wissen, sondern der Entschluss des Willens, das Wissen gelten zu lassen«2, bringt den Regress theoretischer Rechtfertigungen zu einem Ende. »Das Wissen gründet sich am Schluss auf der Anerkennung.«

Aber es ist nicht willkürlich, was ich in meinen Handlungen anerkennen soll.

Will man zu diesem Soll theoretisch Stellung nehmen, begibt man sich auf die Felder der Theorie und des Denkens. Dieses Nachdenken geschieht zu einem wesentlichen Teil, ebenso wie die Psychotherapie, in der Form von Gesprächen und in einem Austausch von Worten. Im »Sprachlabor« verwirklicht sich so ein konkreter Beitrag zu einer Freien Akademie des Denkens, die die Kunst in ihrer Differenz und Verbindung zum Leben zur Sprache bringt.

Es ist nicht willkürlich, was ich in meinen Handlungen anerkennen soll.

Wir begegnen uns im Sprachlabor der sozialen Praxis . Wir sprechen und hören, gebrauchen Worte und Sätze und nehmen Teil an einem Gespräch, das ohne Gegenüber nicht denkbar ist. Der Begriff »Sprachlabor« betont dabei die Haltung einer experimentierfreudigen, offenen und wertschätzenden Aufnahme von allen Beiträgen in dem dort geführten offenen Dialog. Aus diesem entwickelt sich auch die Theorie der lösungsfokussierten Praxis.

Mit der Idee der Freien Internationalen Universität existiert seit Jahrzehnten eine gute Beschreibung von den Bedingungen unter denen sich der Austausch in diesem Sprachlabor als ein sinnvoller und wertschöpfender Beitrag zum Leben der menschlichen Gemeinschaft entfalten kann.

Nicht zuletzt ist auch die hier praktizierte Haltung zur Kunst Ausdruck der im Wissen erfassten Erkenntnisse, auf die in den Thesen zur Kunst hingewiesen wird.


1 Johann Gottlieb Fichte: Die Bestimmung des Menschen. Stuttgart, 1993, S.112.

2 ebenda.

3 Ludwig Wittgenstein: Über Gewissheit, §378.